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Zu Besuch bei Yanashita Hideki

Als ich im November 2023 nach Iga aufbrach, gab es neben Atarashi Manabu noch einen zweiten Keramiker, den ich unbedingt treffen wollte. In Japan ist Yanashita Hideki durch Ausstellungen sowie Artikel über ihn in den einschlägigen Keramik-Magazinen bekannt. Im Mittelpunkt stehen stets seine Repliken von historischen Raku-Matchaschalen. Er schafft es tatsächlich wie kein anderer, die Glasur der ersten schwarzen Matchaschalen, die Chôjirô zugeschrieben werden, zu imitieren. Tatsächlich zeigt er sich sehr vielseitig und töpfert in verschiedenen Stilen wie Shino und Shigaraki, aber er macht auch wunderschöne Ido-Keramik mach koreanischem Vorbild. Doch fangen wir von vorne an:

Yanashita Hideki wurde 1967 in Tokyo geboren und hat dort die Kuwasawa Design School absolviert. Danach arbeitete er längere Zeit in einem Designbüro und kam mit dem Teeweg über die Gestaltung von Teehäusern in Berührung. Die meisten Teehäuser werden in Japan aus gewöhnlichen Baumaterialien gebaut. Zuerst fragte er sich, warum man für eine so besondere Konstruktion solche Materialien verwendet. Aber als er darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass gerade weil sie so alltäglich sind, die Materialien sorgfältig geprüft wurden und man beim Bau sehr sorgfältig mit ihnen vorging. Mit anderen Worten: Ein Teehaus hat einen besonderen Sinn für Schönheit, der über das Gewöhnliche hinausgeht. Das gilt auch für den Tee.

Teekeramiken sind die notwendigsten und raffiniertesten der gewöhnlichen Utensilien, die im Alltag verwendet werden. Er beschreibt seine Haltung als zeitgenössischer Keramikkünstler gegenüber dieser Art von Teezeremoniegeschirr: "Ich würde sagen, dass sie zeitlos ist und eine Bandbreite hat. Ich möchte nicht mit dem Zeitgeist in Verbindung gebracht werden. Das Moderne wird immer alt werden. Ich suche die Schönheit in der Natur, und ich bin ständig auf der Suche nach der Schönheit im scheinbar Gewöhnlichen. Ich glaube, dass "wabi" und "sabi" solche ästhetischen Ideale sind."

Dies veranlasste ihn 10 Jahre später in Shigaraki einen Keramikkurs zu belegen und anschließend bei Sugimoto Sadamitsu in die Lehre zu gehen. Letzter ist in Japan nicht nur für seine Shigaraki-Keramik bekannt: Sugimoto stellte auch Raku-Schalen her und hatte ein feines Gespür für die Ästhetik des wabi-sabi. Typisch für einen japanischen Meister, lehrte er seinen Schüler indirekt und seine Methoden hatten mehr mit für Zen typischen Frage-Antwort-Spielen zu tun als mit einer direkten Unterweisung.

Yanashita lernte auch im Daitokuji in Kyôto die Teezeremonie. Dieser Tempel steht in enger Verbindung mit der Entwicklung des japanischen Teewegs, schließlich hat in diesem Tempel auch schon der große Sen no Rikyû Teezeremonien durchgeführt. Dies tat er, um ein besseres Gespür für die Rolle der Teeschale in der Zeremonie zu entwickeln und die Perspektive des Gastgebers und des Gastes auf die Teeschale zu verstehen.

Wie eingangs erwähnt, ist Yanashita bekannt für seine Raku-Repliken. Damit die rustikale, schwarze Glasur gelingt, setzt er nur bei der schwarzen Glasur neben den Kamogawa-Steinchen etwas Blei ein, so wie es damals bei Raku auch üblich war, um den Schmelzpunkt der Glasur zu reduzieren. Dadurch bekommt auch die Glasur eine etwas andere Textur und diese Nuance ist ausschlaggebend für die Nähe zu den historischen Werken. In Japan sind solche Glasuren für Tee zugelassen, da die Migration von Blei unter Berücksichtigung des Verwendungszwecks zu vernachlässigen ist.

Viele Menschen haben vielleicht Chôjirôs schwarzes Raku gesehen und gedacht: "Das könnte ich wahrscheinlich selbst machen". Wenn man jedoch Chôjirôs Teeschalen genau betrachtet, wird man erkennen, dass jedes Detail ausgearbeitet wurde, und die Keramiker sind sich einig, dass schwarzes Raku extrem schwierig herzustellen ist.

Um ein paar konkretes Beispiel zu nennen: Die Schalen scheinen willkürlich zu sein, aber sie sind fein abgeschrägt, so dass sie der Form der Handfläche folgen, wenn man sie in der Hand hält. Yanashita verwendet auch einen hölzernen Spatel, um asymmetrische Oberflächen herauszuschneiden. 

Als er mit dem Töpfern anfing, arbeitete er im Shigaraki- und Iga-Stil und verstand den Reiz der Raku-Schalen nicht, aber als er anfing, sie herzustellen, fühlte er sich zu ihnen hingezogen und sagt, dass sie jetzt die interessantesten sind. Wenn es eine kleine Delle gibt, denkt er einfach darüber nach, wie es zu dieser Form kam. Für Yanashita ist die Herstellung von Raku ein Versuch, das Wesen von Rikyû und seinen Ideen zu erfassen und gleichzeitig die Gedanken von Chôjirô zu erforschen, der seine Ideen umsetzte.

Doch Yanashita hat neben Raku auch eine Schwäche für die Keramiken der Blütezeit, die in die Momoyama-Zeit (1573-1603) fallen. Vor allem Shino, Oribe, Shigaraki und die zu Teeschalen umfunktionierten Reisschalen aus Korea (Ido-Chawan) haben ihn so sehr inspiriert, dass er sie in sein Repertoir aufgenommen hat. 

Für die verschiedenen Stile verwendet er auch verschiede Öfen. Authentisches Shigaraki und Iga funktioniert nur im Holzbrand, daher hat er einen kleinen anagama, einen weiteren Holzbrandofen und einen Elektroofen. Als Brennmaterial verwendet er das Holz der Rotkiefer. Yanashita brennt nur wenige Keramiken pro Brand und macht sich über die richtige Platzierung viele Gedanken. Bildhaft beschreibt er, wie er stundenland in kriechender Haltung verbringt, um die richtige Platzierung im Ofen für seine Stücke zu finden. Zwar denke er sich währenddessen manchmal, warum er sich so eine Arbeit ausgesucht habe, aber spätestens wenn er den Ofen öffnet, um die Stücke zu begutachten, falle es ihm wieder ein.